Der Heilige Mauritius kommt nach Magdeburg (ca. 1013)

Der Mauritiuskult erwies sich bei den deutschen Herrschern als beliebt, vor allem im Heiligen Römischen Kaiser Ottos I. aus dem zehnten Jahrhundert. Er ernannte Mauritius zum Schutzpatron des Reiches und zum Beschützer von Magdeburg, dem Ausgangspunkt seiner Missionstätigkeit im Osten. Wie Thietmar, Bischof von Merseburg, in seiner Chronik (ca. 1013) beschrieb, ließ Otto I. 961 die Überreste des Heiligen zusammen mit anderen Relikten, Schätzen und den Leichen seiner eigenen Verwandten nach Magdeburg bringen. Sie wurden mit großer Feierlichkeit in der Kathedrale beigesetzt, und in späteren Jahren verteidigte der Heilige Mauritius auf wundersame Weise die Kirche gegen diejenigen, die den dort aufbewahrten Schatz plündern wollten.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


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Der Kaiser schafte köstlichen Marmor, Gold und Edelsteine nach Magdeburg, und in alle Kapitäle der Säulen ließ er sorgfältig Reliquien von Heiligen hineinlegen. Den Leichnam des vortreflichen Grafen Christian, und die Gebeine anderer seiner Vertrauten, ließ er in der eben gedachten Kirche beisetzen, wo er selber schon den Lebzeiten sich seine Grabstätte zubereitet hatte.

Im Jahre 961. im fünf und zwanzigsten seines Reichs, am heiligen Christabende, wurden, in Gegenwart aller Reichsfürsten, die Körper, des heiligen Mauritius und seiner Mitstreiter, nebst andern Ueberbleiseln der Heiligen, von Regensburg, woher der Kaiser sie überschickte, nach Magdeburg gebracht.Die einmüthig versammelten Einwohner aus der Stadt und derselben Gegend, nahmen sie mit größter und gebührender Ehrfurcht auf, und noch werden sie zum Heil des Vaterlandes daselbst verehrt.

Der Domcustos zu Magdeburg, Ekkihard, genannt der Rothe, war ein guter Grammatiker, und damals Meister der Domschule. Eines Tags, da er den hohen Altar, welcher stark vergoldet, auch mit Edelsteinen und dem besten Agtstein geziert war, besehen wollte, ob noch alles daran vorhanden wäre, fiel er unversehens auf ihn, und er ward sehr beschädiget. Noch zauberte er, ehe er sein lange gesammeltes Geld dem Probst Waltherd übergab, um es mit milder Hand zu verheilen. Wenige Tage hernach, am 4ten September gab er im Glauben seinen Geist auf. Ich mag ihm nichts zur Last legen; aber das weiß ich gewiß, wer den heiligen Mauritius beleidigt, hat in der Folge davon Schaden zu gewarten.

Der Teufel gab es einmal einem jungen Menschen ein, in einer sehr finstern Nacht, den Schatz dieses Heiligen zu bestehlen. Er, wie er hernach selber gestand, fieng an zu zittern, da er schon davor stand und nun entschlossen war, die That zu unterlassen. Indem hörte er eine Stimme, die ihm zurief: er könne es kühnlich wagen. Da griff der Elende nach dem Kronleuchter. Ehe er sichs versah, ward er darüber ertappt und gefangen. Man zerschmetterte seine Gebeine, und legte sie auf das Rad.


Source: Diethmar, Chronik in acht Büchern nebst Lebensbeschriebung, trans. by M. Johann Friedrich Ursinus (Dresden: Waltherische Hofbuchhandlung, 1790), 73-4, 227-8.


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