Schwarze Diener und versklavte musiker am Hof Friedrichs II. (1239-1240)

Urkunden des staufischen Hofes wie Berichte von Friedrichs Feinden geben uns einen Eindruck, wie verschiedenartige Menschen bei Hof beschäftigt waren und für den Hof erworben wurden. Friedrichs Kontakte zu muslimischen Machthabern im Mittelmeerraum verschafften ihm einen einfachen Zugang zu muslimischen Kriegern und Unterhaltungs­künstlern. Nach dem Vorbild der Römer beabsichtigte Friedrich damit, sich als kosmopolitischer Universalherrscher zu inszenieren. Er war auch daran interessiert, mit seinen besiegten muslimischen Untertanen gute Beziehungen zu unterhalten, doch lieferte er damit seinen Widersachern Argumente, die sie gegen ihn ins Feld führen konnten.

Jeff Bowersox und Astrid Khoo (übersetzt von Oliver Humberg)


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Mit Mandaten wie den folgenden erledigten Beamte oft auch ganz alltägliche Angelegenheiten. Das folgende Mandat ordnet die Ausbildung von schwarzen Sklaven eines bestimmten Alters zu Trompetern an. Dass es fordert, schwarze Sklaven zu kaufen, wenn keine vorhanden seien, unterstreicht die symbolische Bedeutung schwarzer Trompeter, die Größe und Weite von Friedrichs Reich vor Augen zu führen; eine Praxis, die Friedrich II. schon von seinem Vater Heinrich VI. übernommen hatte.

Auf kaiserlichen Erlass durch Magister R. von Petrasturmina schrieb G. von Consenza :

Friedrich usw. an Obbertus Fallamonachus, seinen Bevollmächtigten in Palermo. Als Gebot an Deine Treue tragen wir dir auf, von den schwarzen Sklaven unseres Hofes, wenn du welche hast (bzw., wenn du keine Sklaven unseres Hofes hast, dass du von unserem Geld welche kaufest), und zwar bis zu fünf, die wenigstens 16 bis 20 Jahre alt sind, als Trompeter ausbilden zu lassen. Davon sollen vier an Trompeten und einer an der Fanfare ausgebildet werden. Anschließend sollst du sie so schnell als dir möglich mit vier Trompeten und einer Fanfare an unseren Aufenthaltsort schicken.

Und weil wir verstanden haben, dass einige Juden, die neulich nach Palermo gekommen sind, um dort zu wohnen, in unserem Dattelhain in Palermo Früchte ziehen wollen, weil sie darin ausgebildet sind, tragen wir dir auf, ihretwegen anzuordnen, dass sie dies in Angriff nehmen, selbst wenn du ihnen von dem, was sie von Rechts wegen unserem Hof schuldig sind, ein bisschen nachlassen müsstest.

Gegeben zu Cremona, den 28. November in der 13. Indiktion.

Quelle: J.-L.-A. Huillard-Bréholles, ed., Historia diplomatica Friderici Secundi, Band 5, Teil 1, (Paris: Henricus Plon, 1857), 535–536, übersetzt von Oliver Humberg.


In folgendem Mandat bestellt der Bevollmächtigte des Kaisers hochwertige Silbertrompeten und die Lieferung von Sklaven, die darauf spielen können. Die hier genannten Sklaven sind die schon im vorherigen Dokument erwähnten schwarzen Sklaven. Diese Mandate geben uns ein Bild davon, welche Rollen Sklaven am kaiserlichen Hof spielen konnten. Trompeter wurden offensichtlich hoch geschätzt, da ihre Instrumente und ihre Ausbildung erheblichen Kosteneinsatz erforderten.

Auf kaiserlichen Befehl schrieb P. von Capua:

Friedrich usw., an den Bevollmächtigtenzu Messina usw. Da wir wünschen, nunmehr vier silberne Trompeten und eine Fanfare in unserer Kammer zu haben, gebieten wir deiner Treue und tragen dir auf, dass du die Fanfare und die Trompeten aus Silber anfertigen lassest und anschließend gehörig in unsere Kammer sendest. Wir wollen sie nämlich durch den gegenwärtigen Boten zugestellt bekommen.

Gegeben bei Arezzo, den 14. Januar in der 13. Indiktion.

Auf denselben Befehl schrieb derselbe:

Friedrich usw., an Obbertus Fallamonachus, den Bevollmächtigten zu Palermo usw. Als Gebot an Deine Treue tragen wir dir auf, dass du das, was wir dir schon einmal durch unseren Brief bezüglich der Ausbildung von Sklaven an der Trompete und an der Fanfare und zu ihrer Übersendung an unseren Hof mitsamt den Trompeten und der Fanfare aufgetragen haben, dass du Sorge tragest, dies, wie wir die geboten haben, schnell zu befolgen und zu erfüllen, indem du sie zusamt den Trompeten und Fanfaren mit dem Überbringer des gegenwärtigen Schreibens an unseren Hof abfertigest und ihnen allen das Notwendige bis zu unserem Hof reichest, ob sie nun zur See kommen oder zu Lande. Wir tragen wir außerdem auf, dass du den Brunzplatz[1] unterhalb unseres Palasts, so wie du es für hilfreich erachtest, herrichten, einen Taubenschlag darauf bauen und daselbst Tauben zum Nutzen unseres Hofes halten lassest.

Gegeben in Arezzo, den 14. Januar in der 13. Indiktion.

[1] Lateinisch: locus minse.

Quelle: J.-L.-A. Huillard-Bréholles, ed., Historia diplomatica Friderici Secundi, Band 5, Teil 2, (Paris: Henricus Plon, 1857), 676–677, übersetzt von Oliver Humberg.


Das folgende Mandat, das von einem gewissen Laurentius geschrieben wurde, der unter Johannes Morus arbeitete, ordnet die Auszahlung von Spesengeldern an bestimmte Diener an, die mit der Bewachung der königlichen Schätze betraut werden wollten. Dabei werden auch zwei schwarze Burschen namentlich genannt, aber es ist nicht klar, warum gerade Musca und Marzuch ausgewählt wurden. Vielleicht haben sie besondere Fähigkeiten, die Nicolaus nützlich sein würden, vielleicht dienen sie auch einfach nur als Symbole für die Reichweite des Hofes. Dieses Dokument wirft jedenfalls ein seltenes Streiflicht auf einzelne schwarze Sklaven.

Aufgrund kaiserlichen Befehls, erlassen durch Herrn Johannes Morus, schrieb Laurentius:

Friedrich usw., an Alexander, den Sohn des Henricus usw. Da wir befohlen haben, dass Nicolaus von Palermo, der Überbringer des gegenwärtigen Schreibens, an die Stelle des verstorbenen weiland Jacobinus rückt, um unsere Kammer zu Canossa und zu Melfi zu hüten, gebieten wir dir ernstlich, dass du demselben von dem Zeitpunkt an, seit er in Diensten unserer persönlichen Kammer steht, für sich, für einen Knappen und für ein Pony, sofern sie die haben, seinem Genossen Bartholomäus, der mit Eingang dieses Schreibens im voraus dort ist, gleichfalls für sich, für einen Knappen und für ein Pony, und den beiden schwarzen Burschen namens Musca und Marzuch erst ab dem Zeitpunkt ihres Eintreffens, von dem Geld unserer Kammer, das deinen Händen anvertraut ist, die Spesen nach der Ordnung unserer Finanzverwaltung unseres Hofes reichen sollst.

Gegeben zu Pisa, den 24. Dezember in der 13. Indiktion.

Quelle: J.-L.-A. Huillard-Bréholles, ed., Historia diplomatica Friderici Secundi, Band 5, Teil 1, (Paris: Henricus Plon, 1857), 601–602, übersetzt von Oliver Humberg.


In folgendem Mandat hält der kaiserliche Bevollmächtigte fest, dass in Aquitanien (heute ein Teil Südwestfrankreichs) ein begabter „sarazenischer” Tänzer „entdeckt” wurde und dass Friedrich solche Tänzer an seinem Hof sehr schätzte.

Auf kaiserlichem Befehl, erlassen durch Magister R. von Trajetto, schrieb G. von Consenza dieses Antwortschreiben und folgende Punkte:

Friedrich usw. an den Bevollmächtigtenzu Messina usw.

[…] Bezüglich des sarazenischen Tänzers, den du im Gebiet von Aquitanien entdeckt hast, der, wie du schriebst, auf mannigerlei Weise zu tanzen versteht, und dessentwegen du Sorge getragen hast, ihn für unseren Hof zu behalten, wollen wir, dass du ihn an unseren Hof schickest […] usw.

Gegeben zu Foligno den 5. Februar in der 13. Indiktion.

Quelle: J.-L.-A. Huillard-Bréholles, ed., Historia diplomatica Friderici Secundi, Band 5, Teil 2, (Paris: Henricus Plon, 1857), 721–723, übersetzt von Oliver Humberg.


Nicolaus de Carbio war ein enger Berater von Papst Innozenz IV., dem Friedrich II. sehr zusetzte. In Nicolaus’ chronikalischer Biographie des Papstes spiegelt sich die Feindschaft zwischen dem Heiligen Stuhl und dem staufischen Kaiser. Zu den skandalösen Anschuldigungen, die gegen Friedrich erhoben wurden, gehört seine Bereitschaft, sich mit muslimischen Machthabern einzulassen, was sich in seiner offenbaren Missachtung christlicher Sexualmoral, seiner Preisgabe christlicher Jungfrauen und auch daran zeigen sollte, dass er sich einen Harem hielt.

27. Über Friedrichs Rückkehr in das Königkreich Apulien.

Anschließend, nicht lange danach, kehrte Friedrich in das Königkreich Apulien zurück. Dort wütete er wie eine brüllende Bärin, der man ihre Jungen weggenommen hat, heftig gegen Weltpriester und Prälaten, am heftigsten jedoch gegen Ordensleute. Er vertrieb und verbannte die Franziskaner und Dominikaner aus dem Königreich. Einige von ihnen erfuhren zunächst Hohn und Schläge, ja Ketten und Gefängnis, und wurden schließlich aufgeknüpft und ge­schunden und starben durch Schwerthiebe. Um die Kirche selbst mit noch bohrenderem Stachel angreifen zu können, stiftete er Ehen mit den Ungläubigen und knüpfte selbst Bluts­bande mit ihnen, dem Baccarius gab er seine eigene Tochter zur Frau. Nachdem er sich auch mit den Sarazenen durch einen Freundschaftsvertrag verbunden hatte, stiftete er dem Sultan noch öfter noch prächtigere Geschenke. Darunter übersandte er ihm, als ein geschworener Feind christlichen Glaubens und christlicher Tradition, christliche Jungfrauen und Mädchen, um das Wohlwollen der Sarazenen zu erlangen, nicht zuletzt, um gestützt auf deren Macht, die Kirche anschließend mit noch schlimmerer Tyrannei zu unterdrücken. Daher überrascht es nicht, wenn Friedrich mit ihnen Handel trieb, mit ihnen alles gemein hielt und mit ihnen zusammenlebte, dass er ihnen sogar mitten in Apulien eine reiche und großangelegte Stadt erbaute, die heute noch Nocerium[1] heißt. Von deren Einwohnern bestimmte er einige zu Wachen seiner Paläste und der Kammern seiner Mädchen – oder vielmehr seiner Huren.

[1] Vielleicht ist Lucera gemeint.

Quelle: Nicolaus de Carbio, “Vita Innocente IV,” Archivio della Società romana di storia patria 21, (1898): 100–101, übersetzt von Oliver Humberg.


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Schwarze Diener und versklavte Musiker am Hof Friedrich des II. (1239-1240) by Jeff Bowersox, Astrid Khoo, Oliver Humberg, and Lilian Gergely is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License.
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