Albrecht Dürers Zeichnungen (1508, 1521)

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Porträt eines Afrikaners (1508), Grafische Sammlung Albertina

Albrecht Dürer (1471-1528) war der größte deutsche Künstler der Renaissance. Als Maler und Druckgrafiker zeichnete er sich durch seine präzise Liebe zum Detail und die Fähigkeit aus, seine Werke mit Leben zu erfüllen. Die Skizzen hier sind nur zwei von vielen Charakterstudien, die nie sein Skizzenbuch verließen, aber sie sind bemerkenswert, weil sie auf tatsächlichen Begegnungen mit Menschen afrikanischer Herkunft in Mitteleuropa basierten und nicht das Ergebnis von Dürers Vorstellungen waren. Sie spiegeln das große Interesse des Künstlers an den neuen Menschen und Gütern wider, die als Folge des wachsenden internationalen Handels durch Europa reisten. Als solche geben sie uns auch einen Einblick in die wachsende Präsenz der Schwarzen im Europa der Renaissance, von denen viele als Folge der zunehmenden Handelskontakte mit Subsahara-Afrika, wozu natürlich auch der Sklavenhandel gehörte, kamen.

Porträt von Katharina (1521), Galleria degli Uffizi, Florenz

Der skizzierte „afrikanische” Mann ist anonym, was für solche Charakterstudien nicht ungewöhnlich war. Vielleicht hatte Dürer ihn ein Jahr zuvor auf seinen Reisen in Italien gesehen, oder der Künstler traf ihn in seiner Heimatstadt Nürnberg, die ein wichtiges Handels- und Politikzentrum war. Höchstwahrscheinlich war der Mann ein Sklave, ein freier Diener oder anderweitig ein Mitglied einer edlen Gefolgschaft, da seine Kleidung auf einen niedrigeren sozialen Status hinweist. Wir kennen die Frau in der zweiten Skizze als Katharina, eine 20-jährige Dienerin des portugiesischen Handelsvertreters João Brandão, der Dürer beherbergte, als der Künstler 1521 Antwerpen besuchte. Obwohl wir nichts Weiteres wissen, können wir vermuten, dass Brandão sie durch seine Handelsbeziehungen erwarb (er war für das portugiesische Gewürzmonopol in Antwerpen verantwortlich) und dass sie aufgrund ihres Namens zum Christentum übergetreten war.

In diesen Werken vermenschlicht Dürer seine Sujets. Er reduziert sie nicht auf Karikaturen, sondern bezeugt viel mehr ihre Individualität und Würde.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


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Quellen: Albrecht Dürer, Portrait of an African (1508), Grafische Sammlung Albertina, Vienna; Portrait of Katharina (1521), Galleria degli Uffiyi, Florence.


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