Ignatius Fortuna leiht einem „Stiefbruder“ Geld (ca. 1780)

Ignatius Fortuna wurde im Dienste der Äbtissin Franziska Christina von Pfalz-Sulzbach zu einem wohlhabenden Mann und lieh einen Teil dieses Geldes an die Einheimischen. Spätestens 1772 lieh er 200 Rentler zu 5% Zinsen an einen Juden namens Philip Abraham. Diese beträchtliche Summe ging kurz darauf verloren, als Abraham sein gesamtes Vermögen verlor, aber Fortuna vergab weiterhin Kredite, darunter zwei an Mitbedienstete und zwei an seine „Stiefbrüder”, also Kinder seines früheren Besitzers Franz Adam Schiffer. In dem unten von Ignatius Fortuna unterzeichneten Vertrag beschreibt er nicht nur die Bedingungen des Darlehens (für eine beträchtliche Summe von 200 Rentler), sondern identifiziert Ignatius Schiffer auch als einen Bruder, den er liebt und um den er sich kümmert. Die Transaktion zeigt auch, dass Fortuna in einer weitaus besseren finanziellen war als die Nachkommen seines früheren Besitzers und erklärt, warum die Schiffers die Äbtissin wegen seines Nachlasses anfochten.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


English

Demnach ich den dritten Sohn meines alten Pflegevaters, meinen Herrn Bruder Ignatius Schiffer aus bewegenden Ursachen besonders achte, und liebe, so habe ich, um demselben solches besser, und thätiger [zu] erkennen zu geben, aus eigener Bewegnüs und Erkenntlichkeit, ohne jemandes Anstiften oder Zunöthigung, die Ihne ohnlängst vorgestreckte zweihundert Reichsthaler, worüber ich zwar einen Handschein erhalten, welchen ich aber anheute cassirt . . ., hierdurch unter den Lebendigen unwiderreuflich unterm heutigen geschenket . . . ; jedoch dergestalt . . ., daß mir derselbe nur, so lang ich leben werden . . . sechs Reichstaler . . . zu entrichten gehalten . . . sey solle.


Quelle:  “Vertrag,” Ignatius Fortuna Nachlass, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Essen, Stift, Aftekn Nr. 2284 (original held in Archiv des Waisenhauses in Essen-Steele), quoted in Ute Küppers-Braun, “Kammermohren: Ignatius Fortuna am Essener Hof und andere farbige Hofdiener,” Das Münster am Heilweg 54 (2001): 32.


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