Der Fortschritt der Zivilisation im Kongo (1884)

Die Berliner Kongokonferenz (1884-1885) und die Rhetorik der „Zivilisierungsmission”, mit der Vertreter ihre afrikanischen Behauptungen legitimierten, inspirierten eine Reihe von Medienreaktionen. In diesem Cartoon verspottet die satirische Zeitschrift Kladderadatsch die Rechtfertigung, indem sie behauptet, dass koloniale Untertanen nicht zivilisiert sein konnten. Dabei greift sie auf die Trope des Hosennegers (des „hosentragenden Negers”) zurück. Diese Figur ist ein kolonialer Untertan, der danach strebt, zivilisiert zu werden, aber aufgrund der grundlegenden Unterlegenheit nur unzulänglich sein kann, wie die Unfähigkeit, europäische Moden zu verstehen, am besten zeigt.

Im Cartoon sehen wir eine repräsentative Übersicht über die in den Kongo verpflanzten deutschen Alltagsgewohnheiten, und es entsteht Heiterkeit, wenn die Einheimischen versuchen, die Europäer nachzuahmen. Ein Gentleman, der einen Zylinder und eine lächerlich gestreifte Hose trägt, präsentiert dem Objekt seiner Zuneigung einen Kaktus, die Frauenunterwäsche trägt und mit ihrem Krokodil spazieren geht. Anstatt europäische Orchesterstücke zu spielen oder harmonisch zu singen, klirren drei halbnackte Männer mit Zimbeln und schlagen auf Trommeln in einer scheinbar aufrührerischen Aufführung ein.

Es gibt einen Hauch von kolonialer Kritik in den Zigarren und am Alkohol, der an die Afrikaner oben links exportiert wird, sowie einen Hauch von kolonialer Angst in der Litfaßsäule unten rechts. Neben der Ankündigung einer Wahl („wähle keine Fleischfresser”) bietet sie die Möglichkeit gestürzter Hierarchien: Eine „Völkerschau” bringt fünfundzwanzig Berliner Arbeiter (Rixdorfer) für Einheimische zum Angaffen, und ein lokaler Salon wirbt dafür, dass er weiße Kellner beschäftigt.

Die Figuren sind auf eine Art und Weise karikiert, um rassische Besonderheiten hervorzuheben, die mit Annahmen der Unterlegenheit verbunden sind, in gewisser Weise in der Verwendung von Rasse, um Inkongruenz hervorzuheben und die Entwicklung von Vorstellungen vom absoluten Unterschied zwischen Kolonisator und Kolonisiertem zu verstärken. Dies lässt sich vielleicht am besten beim gemeinsamen Lesen des Kladderadatsch veranschaulichen, wo die grotesken Merkmale und der Mangel an Kleidung komisch verdeutlichen, wie weit sie von den Deutschen entfernt sind, die dieselbe Publikation lesen.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


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Culturfortschritte

Quelle: “Culturfortschritte am Congo,” Kladderadatsch 37:52 (16 November 1884): erstes Beiblatt.


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