Anton Wilhelm Amo is defamed (1747)

Anton Wilhelm Amo was an African born in Axim (in today’s Ghana). He was raised in the household of the dukes of Braunschweig-Wolfenbüttel and studied and taught philosophy at German universities, where he became embroiled in bitter philosophical debates that reached well beyond the ivory tower. Authorities and critics eventually made his position so uncomfortable that he returned to Axim around 1747. During his time in Germany, his African heritage seems to have remained important to him, and it certainly was a factor in the opportunities and limits that shaped his career.

In 1747 Johann Ernst Philippi penned a satirical poem that attacked Amo for a possible relationship with a Mademoiselle Astrine. We do not know for certain whether Astrine was a real person, whether such a relationship had actually taken place, or whether it was this attack (rather than the philosophical-political controversies in which Amo had become entangled) that led him to leave Europe. But the document is notable for how it uses Amo’s Africanness. It does not demean or caricature Amo on the basis of his being “a Moor.” This suggests that it was not interracial contact per se that was at issue but rather the presumed relationship between a high-born woman and a man who, because he occupied the social status generally assumed by the courtly Moor in the feudal order of the time, could never achieve the required status to make the union legitimate and happy.

The excerpt here consists of Amo’s supposed love letter to Astrine and her reply, in which she describes a dream that has convinced her that “my soul can never love a Moor” and that Amo, “a Moor, could never be happy with me on this earth.

Jeff Bowersox


deutsch


III.

Herrn M. Amo zu Jena,
Eines gelehrten Mohrens,
Galanter Liebes-Antrag
An
Die Mademoiselle Astrine,
eine schöne Brünette.

Vorbericht.

Das Laubwerck dieses Briefs hat Amor ausgedacht,
Und wie er mir zugleich den Inhalt vordictiret,
Vorietzo nur mit schwartz auf weiss darum gemacht,
Er hätte ihn mit Gold auf Purper ausgezieret,
Nachdem er, wie es sonst am besten sich geschicket,
Auf Atlas ausgedrücket.

Allein, weil noch mein Herz in steter Trauer ist,
So hat auch Herz und Brief die Trauer angelegt,
Du wirst was bessers sehn, wenn du mir günstig bist,
Laß nur den Freuden Stern, der Leib und Seel beweget,
Und stets Vergnügen strahlt, mir bald ohn Untergehen,
Aus deiner Gunst entstehen.

Das mir entwandte Herz ist wiederum dahin!
Mein Herz, mein armes Herz, mit Dornen vest durchflochten,
Durch dessen Redligkeit ich sonst beliebet bin,
Weil die Aufrichtigen es gerne leiden mochten,
Ist hin! Mein Leben stirbt; wie halb verdorrte Nelcken
Ohn Lebensaft verwelcken.

Wie das, was grün, verdorrt, wenn seine Wurtzel stirbt,
Gleichwie mein Hofnungsbaum voll Lebens-Balsamsprossen,
Wenn mich Astrine haßt, im Augenblick verdirbt,
Den ihre Seegenshand zum Wachstum jüngst begoßen;
So stirbt mein Leben, das zur Redligkeit gebohren,
Weil ich mein Hertz verlohren.

So klagte ich, alwo ein angenehmer Ort,
Nicht weit von unsrer Stadt die Seelen ganz erfreuet,
Wo immer Frühling ist; und wo kein Unglücksnord
Der Thränen Perlen-Saat aus Trauer-Wocken streuet,
Wo seltne Liebligkeit, die uns der Himmel schicket,
Was man nur steht, erquicket.

Hier blüht ein Paradieß, fürtreflich anzuschaun,
Wo Turteltauben sich die tiefversteckten Nester
Von Lilgen und Jeßmin in Liebes Rosen baun,
Die Liebe wohnet hier; die Anmuth, ihre Schwester,
Giebt nebst dem, was man sonst ohn’ sie entbehren müste,
Der Engel Himmels-Lüste.

Hat Amor, fuhr ich fort, Dich wiederum entwandt,
Und einer Artigen zum Eigenthum gegeben?
Hat etwa Venus selbst Dich Einer zuerkandt,
Der nicht die Quahl bewust, wenn wir in Flammen leben?
Du thätest mir zu viel, Beherrscherin der Triebe,
Du Mutter zarter Liebe!

Du hast mir sonst dien Bild von Musen selbst gemahlt,
Wozu die Gratien die Farben eingemenget,
Worum ein krauser Rand von Diamanten strahlt,
An Freundschafts Purper-Schnur mir selber angehänget,
Das war so viel, ich sey in deines Sohnes Orden
Dein bester Liebling worden.

Weswegen sol lich nun ohn’ Herz und hülflos seyn?
Ich schwieg. Die Venus furh, in ihrem Perlen-Wagen,
Ganz allgemach herab, auf Wolcken voller Schein,
Zwo weisse Tauben, die, wie unsre Dichter sagen,
Stets ihren Wagen ziehn, die hatten kein Vergnügen,
Noch weiter fortzufliegen.

Es trug die Wohllust ihr der Anmuth Zucker-Kost,
Worin das Himmlische uns Lüsternheit erweckte,
In güldnen Schaalen zu: Als Amor Götter-Most,
Den man sonst Julep nennt, aus Perlen-Muscheln leckte,
Der Venus dieneten ein Heer der Amoretten,
Die Lüste, Zephyretten.

Indem Aurora oft dem Amor Küße gab,
Ließ seine Mutter, mit dem ihr bedienten Volcke,
An den benanten Ort sich nach und nach herab;
Vom Himmel streute man, au seiner jeden Wolcke,
Mit vollen Händen, um dieselbe zu liebkosen,
Viel Lilien und Rosen.

Die Hirten dieses Orts, die sahen fleißig zu.
Du kennest, sing sie an, mein zärtliches Gemüthe,
Daß mir nichts liebers ist in dieser Welt, als du.
Nur du misbrauchest jezt den Kern von meiner Güte,
Wird meine Gunst zu dir nun erst was unbekantes,
Mißtrauischer Rosantes!

Du klagest, daß mein Sohn ohnlängst dein Herz entwandt,
Und einer Artigen zum Eigenthum gegeben,
Ich selber hätte wohl es Einer zuerkant,
Der nicht die Quahl bewust, wenn wir in Flammen leben,
Nein, Kind, ich kenn dein Herz, und sein beliebtes Wesen,
Es soll und muß genesen.

Und kurz: Ich habe es Astrinen selbst verehrt,
Samt seiner Redligkeit und auserlesnen Glammen,
Weil dieses Engelskind nur deines Herzens werth,
Deswegen kanst du nicht, was ich gethan, verdammen,
Noch mir und meinem Sohn, bey ungegründten Klagen,
Aus Misverstand entsagen.

Hier sturb ich fast vor Lust. Sie hatte recht gethan.
Ich sprach zu ihr: Ganz recht, annemlichste Dione,
Weil meine Seele doch ohn sie nicht leben kan,
Und sie sprach wiederum zum Amor ihrrem SOhne,
Laß bey Astrinen, die der Engel dieser Erden
Rosanten glücklich warden.

Genung. Galantes Kind, weil Dich mein Herze liebt,
Und meine Seel um Dich als ihren Leitstern schwebet,
Die sich dir ganz und gar zum Eigenthum ergiebt,
Und unabläßlich vest an dir alleine klebet,
So sey mein Lustgestirn, voll Glanz der Liebligkeiten,
Die Wonne meiner Zeiten.

Ein Meer, ein Wohllust-Meer Geheimnißvoller Lust.
Durchsüsset meine Seel, die dir zum Opfer brennet,
Und ganz was himmlisches begeistert meine Brust,
Wenn Amor dich bey mir bey deinem Nahmen nennet,
Kurtz: Clärichen, du bist mein Leitstern ohne Mängel, 
Herzallerliebster Engel!

Und du, o Himmel, kennst den noch geheimen Brand,
Deswegen hilf du mir, die stille Noth verschmerzen;
Und weil Dir beyderseits die neue Glut bekandt,
Die ganz aus Liebe stammt: So füge unsre Hertzen
In schönster Lieblichkeit der Sehnsucht-vollen Glammen
Auf ewig vest zusammen!


Here Amo’s part of the story comes to an end and we move on to Astrine’s reply:

IV.

Der Mademoiselle Astrine
Parodische Antwort
Auf vorstehendes Gedichte
Eines verliebten Mohrens.

Hat Amor, frag ich noch einmahl, dein Herz entwandt,
So hat er warrlich mir dasselbe nicht gegeben,
Die Venus hat es auch mir niemals zuerkannt,
Ich lache über die, die in den Flammen leben;
Mein Herr Magister, sey ein Herrscher deiner Triebe,
Und rede nicht von Liebe,

Hat Venus selber dir der Musen Bild gemahlt.
Wozu die Gratien die Farben eingemenget,
Wenn gleich kein krauser Rand von Diamanten strahlt;
Hat sie dir eine Schnur, wie du sprichst, angehänget;
So bist du gleichwohl nur in derer Mohren-Orden
Ihr bester Liebling worden.


At some point, Astrine falls asleep, and dreams of a visitation by the goddess Venus, which she relates in the letter to Amo (the ‘son’ in question is Cupid):

Ich sahe diesem Spiel von ferne fleißig zu,
Du kennst, sprache sie zu dir, mein zärtliches Gemüthe,
Und daß Astrinen nichts fataler sey, als du;
Warum misbrauchest du den also meine Güte?
Den teutschen Jungfern ist ein Mohr was unbekantes,
Du seltsamer Rosantes!

Du klagest, daß mein Sohn unlängst dein Hertz entwandt,
Und einer Artigen zum Eigenthum gegeben;
Ich selber hätte wohl es einer zuerkannt,
Der nicht die Quahl bewust, in der Verlibete leben;
Du irrest, Amo, dich; bey ihrem schnöden Wesen
Wird dein Hertz nie genesen.

Und kurtz: Ich habe es Astrinen nie verehrt,
Denn diese lachet ja nur über deine Flammen,
Nur eine Mohrin ist blos deines Hertzens werth,
Drum magst du deine Gluth, die mich verdreust, verdammen,
Denn bey Astrinen kanst du nur mit denen Klagen,
Der Liebe ganz entsagen.

Hier wachte ich gleich auf; Sie hatte wohl gethan,
Ich dachte: Das ist recht, Annehmliche Dione,
Weil meine Seele doch nie Mohren lieben kan:
Und wär die Venus hire, spräch ich zu ihrem Sohne:
Rosantes kan als Mohr bey mir auf dieser Erden
Niemahlen glücklich werden.


Source: Johann Ernst Philippi, Belustigende Poetische Schaubühne, und auf derselben I. Ein Poßirlicher Student, Hanß Dümchen aus Norden, nebst Zwölf seiner lustigen Cameraden. II. Die Academische Scheinjungfer, als ein Muster aller Cocketten. III. Herrn M. Amo, eines gelehrten Mohren, galanter Liebes-Antrag an eine schöne Brünette, Madem. Astrine. IV. Der Mademoiselle Astrine, Parodische Antwort auf solchen Antrag eines verliebten Mohren. Cöthen, in der Cörnerischen Buchhandlung, 1747.

We gratefully acknowledge the assistance of Justin E. H. Smith and The Amo Project for making this available.


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