Johan Schöners Globen (1515, 1520)

Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert standen die Portugiesen und Spanier an der Spitze der europäischen Seeentdeckungsfahrten. Sie versuchten, feindliche muslimische und italienische Zwischenhändler im Mittelmeerraum, Nordafrika und dem Nahen Osten zu umgehen und suchten direkten Zugang zu lukrativen Handelsnetzen in Westafrika und im Indischen Ozean. Als die Händler immer weiter von zu Hause wegreisten und auf völlig neue Länder und Völker trafen, wurde deutlich, dass die alten Konventionen [LINK zu T-O-Karten] zur Darstellung der Erde unzureichend waren. Anstatt Karten, die in erster Linie theologischen Zwecken dienten, zielten die modernsten Karten darauf ab, genaue räumliche Darstellungen zu liefern, indem sie relative Entfernungen, Orte und bemerkenswerte physische Merkmale hervorhoben, um die Seefahrt zu erleichtern. Ausgehend von klassischen Quellen wie Ptolemäus und den aktuellsten Reiseberichten hofften die Kartographen auch, die aktuellsten, „wissenschaftlichsten” Informationen über die Art der Völker und Kreaturen, denen man begegnen könnte, zur Verfügung zu stellen. Kartographen standen somit an vorderster Front bei der Verarbeitung und Verbreitung des Wissens über die weitere Welt für das christliche Europa, und wir können in ihrer Arbeit die dramatische Ausweitung des europäischen Wissens, die anhaltende Relevanz fantastischer Legenden und die beharrliche Annahme, dass das christliche Europa die Höhe der Zivilisation darstellte, sehen.

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Die Blemmyae aus Ostafrika, Detail von einer Version von Schöners 1515 Globus, Kongressbibliothek, Washington D.C.

Johann Schöner war ein Gelehrter mit Sitz in Nürnberg, und sein Globus aus dem Jahre 1515 ist einer der ältesten noch existierenden. Das obige Bild stammt jedoch aus einer Ausgabe von 1520, die er für den bedeutenden Bamberger Handelsmann Johannes Seiler produzierte. Wie andere zeitgenössische Karten zeichnen sich auch Schöners Globen und seine ergänzenden Arbeiten durch Details über die Küste und das Innere Afrikas aus, mit denen europäische Reisende gerade erst in Kontakt kamen. Sein Globus zeigt eine seltsame Mischung aus Tatsache und Fantasie, als Zeitgenossen damit rangen, langjährige Mythen und Vermutungen mit einer objektiven Analyse ihrer außergewöhnlichen Begegnungen in Einklang zu bringenEr gibt mehr oder weniger genaue Angaben über die Lage der Flüsse und dem wesentlichen Handelszentren Zentren entlang der Küste, und er stellt auch die Anwesenheit von wundersamen Kreaturen wie Elefanten, Giraffen, Drachen und Basilisken fest. Für seine Angaben über das Innere Afrikas stützte sich Schöner hauptsächlich auf klassische Quellen, und so war dies ein Land, das von verschiedenen dunkelhäutigen Völkern bevölkert wurde, die von klassischen Autoren identifiziert wurden, ebenso wie von den Blemmyern, Monstern mit ihren Köpfen in der Mitte ihrer Brust. In diesem Globus verortete Schöner den Priesterkönig Johannes in Indien, obwohl die Version von 1515 behauptet, er sei aus Indien nach Abessinien gekommen, was die Verwirrung darüber veranschaulicht, wohin die Europäer gehen sollten, um den legendären christlichen König zu finden.

Wie der Gelehrte Chet van Duzer festgestellt hat, ist auch Schöners Aufmerksamkeit für die Drei Könige bemerkenswert. Obwohl eine Reihe von Zeitgenossen die Könige gemeinsam gezeigt hatten, hatten nur wenige versucht, ihre Heimatländer zu identifizieren. In der Ergänzungsarbeit zu seinem 1515er Globus zeigt sich Schöner beeinflusst von der sich entwickelnden Tendenz, einen Schwarzen König in die Anbetung einzufügen, obwohl er mit den Details der Legende von Johannes von Hildesheim nicht einverstanden ist. Er verortet Melchiors Tharsis in Nordasien, platziert Caspar in Arabien und identifiziert Äthiopien unter Ägypten (in der Nähe von Saba) als Heimat von Balthazar.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


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Afrika auf Schöners 1520 globe, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Foto by Monika Runge.

Quelle: Johannes Schöner, Fragmentary terrestrial globe gores, (Saint Dié, France: publisher not known, 1517), Library of Congress, Washington, D.C. 2016586441; Johannes Schöner, Erdglobus (1520), Germanisches Nationalmuseum WI1, photo by Monika Runge. ©Monika Runge.


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