Anton Wilhelm Amo (ca. 1703-59)

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Dem Andenken Anton Wilhelm Amos aus Axim in Ghana, dem ersten afrikanischen Studenten und Dozenten der Universitäten Halle-Wittenberg and Jena, 1727-1747

Anton Wilhelm Amo war der erste Afrikaner, der an einer christlich-europäischen Universität studierte und er war der erste Afrikaner, der seit der Römerzeit Philosophie in Europa praktizierte. Er wurde in der Nähe von Axim an der westafrikanischen Küste als Mitglied des Stammes der Nzema geboren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er von niederländischen Missionaren nach Amsterdam geschickt, um eine christliche Ausbildung zu erhalten, obwohl es auch möglich ist, dass er als Sklave geschickt wurde – sein Bruder war auf jeden Fall ein Sklave. Jedenfalls wurde er als Junge den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel vorgestellt, die ihn als Familienmitglied behandelten und ihm die Möglichkeit gaben, eine Karriere in der Philosophie zu verfolgen. Er promovierte an den Universitäten Halle und Wittenberg und verdiente seinen mageren Lebensunterhalt mit einer Lehrtätigkeit in Halle und Jena. Dort geriet er in Streitigkeiten wegen der Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und Christian Wolff (1679-1754), deren Lehren Amo verteidigte und die Behörden verurteilten. Nach dem Tod eines mächtigen Unterstützers fand er seine Position zunehmend umkämpft, und er scheint entschieden zu haben, dass er seine Karriere in den deutschen Ländern nicht fortsetzen konnte. Nachdem er in der Öffentlichkeit skandalisiert worden war, kehrte er um 1747 nach Axim zurück. Es gibt kaum Beweise für die letzten Jahre seines Lebens, außer Randbemerkungen, dass er ein bedeutender Intellektueller in der Region blieb und eine Zeit lang in einem niederländischen Fort lebte, vielleicht aus freiem Willen und vielleicht unter Gefangenschaft aufgrund einer Infragestellung der Behörden.

Obwohl Amo in Europa viel mehr als nur ein afrikanischer Philosoph war, waren seine afrikanischen Wurzeln für ihn trotzdem von Bedeutung und prägten sein Schicksal.  Das Prestige, Schwarze Mitglieder eines höfischen Haushalts zu haben, veranlasste die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel dazu, ihn aufzunehmen und seine Ausbildung zu fördern. Als er akademische Erfolge erzielte, feierten seine Förderer sein afrikanisches Erbe, und seine Kritiker verwendeten es gegen ihn. Am deutlichsten ist vielleicht, dass Amos erste akademische Arbeit die Rechtsgrundlage der Versklavung von Afrikanern in Europa in Frage stellte, und während seiner gesamten Karriere unterschrieb er seinen Namen mit „Anton Wilhelm Amo, ein Afrikaner”.

Trotz seiner damaligen Bekanntheit blieb Amo nach seinem Tod kaum mehr als eine Figur des gelegentlichen Interesses. Aber seine Karriere erregte neue Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg, der Entkolonialisierung und den Kämpfen um die Bürgerrechte. In der DDR widmete die Universität Halle 1965 Amo eine Statue von Gerhard Geyer (unten). Indem sie ihre afrikanischen Studenten feierten, wenn auch in stereotyper Weise, trugen sie zu einer breiteren Regierungsstrategie bei, um sich mit entkolonialisierenden Staaten in ganz Afrika zu verbünden. 1994 führte die Universität auch ein Stipendium zu seinen Ehren ein. In der Bundesrepublik Deutschland haben Schwarz-deutsche Aktivisten seit den 1980er Jahren Amo als herausragendes Beispiel für eine dauerhafte Schwarze Präsenz in Deutschland hochgehalten.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


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Quelle: Gerhard Geyer, Freies Afrika (1964), image courtesy of Martin Beitz (Halle im Bild). ©Martin Beitz.


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