Daniel Botefeur, ein Deutscher Sklavenhändler (1811)

Obwohl die Beteiligung deutscher Staaten am Sklavenhandel im Vergleich zur Beteiligung der Portugiesen, Spanier, Dänen, Niederländer, Franzosen oder Briten recht begrenzt war, hatten dennoch viele deutsche Handelshäuser Verbindungen zum transatlantischen Handel und zum Sklavenhandel.  Die dynastische Verbindung zwischen Großbritannien und Hannover im achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert stellte den Deutschen eine direkte Route zur Teilnahme am Menschenhandel zur Verfügung. Einer dieser Deutschen war der hannoversche Arzt Daniel Botefeur (alias Botifeur), und dank der sorgfältigen Forschung des Gelehrten Michael Zeuske können wir seine Aktivitäten rekonstruieren. Irgendwann um 1800 verkaufte er seine Dienste an die berüchtigte britische Sklavenfestung Bunce Island im heutigen Sierra Leone und wurde bald mit der Leitung einer eigenen Nebenstation beauftragt. Von diesem Zeitpunkt an begann er, das Geld zu sammeln, das er für die Finanzierung seiner eigenen Schiffe und Handelsmissionen benötigte; er kaufte Sklaven von Sklavenhändlern in West- und Zentralafrika und transportierte sie zu Käufern in Kuba, Florida, South Carolina und darüber hinaus. Als die Briten und Amerikaner 1807/08 ihre Teilnahme am Sklavenhandel offiziell beendeten, war Botefeur in einer guten Position, um die nach ihnen hinterlassene Lücke zu schließen. Er finanzierte bis zu seinem Tod in Charleston 1828 weiterhin Schiffe, die dem westafrikanischen Geschwader der Royal Navy auswichen.

Botefeur ließ sich in Havanna nieder, wo sein außergewöhnlicher Reichtum es ihm erlaubte, weit über seine Stellung hinaus in eine bedeutende kubanische Adelsfamilie einzuheiraten. Er und seine kubanische Frau María hatten fünf Kinder; Botefeur hatte auch mindestens sechs afrikanische Töchter, die er zuvor an Missionarsschulen in Westafrika geschickt hatte. Wie andere, die die Sklaverei am Atlantik finanzierten und davon profitierten, reinvestierte er sein Kapital, in seinem Fall in zwei Plantagen (genannt „Gratitud” und „Enrique”), die den internationalen Durst nach Kaffee nach den Napoleonischen Kriegen stillten. Zum Zeitpunkt seines Todes besaß er 221 Männer, Frauen und Kinder, die auf seinen Plantagen arbeiteten, und acht junge Menschen, die in seiner reich ausgestatteten Villa arbeiteten.

In diesem Eintrag aus dem Tagebuch von Captain Edward H. Columbine, britischer Gouverneur von Sierra Leone, erfahren wir von den Schwierigkeiten beim Abfangen von Sklavenschiffen, Botefeurs berüchtigtem Ruf und der glücklichen Flucht einiger seiner Opfer.

Jeff Bowersox (übersetzt von Lilian Gergely)


English

March 2.

During my absence, six natives had arrived in a ship’s boat, having escaped from that notorious villain & slave-dealer Botefeur; a German who has a sort of factory in the R. Pongo. He also has a brig on the Coast (which we have been in quest of) but he has eluded our search by hiding her in some of the innumerable branches of the Pongo & other rivers. Lately he has moved her near to Bissao, where he means to ship his wretched victims & proceed to the Havanna. Slaves in the usual course of barbarity being scarce, owing to the appearance which I have had the happiness of inflicting on the dealers; Botefeur to supply the deficiency, has thought proper to put all his domestic slaves into the chain, (a villainy which even African law does not admit) & amongst others was conveying these six young men to his brig. But they ran when the two white men in the boat near the Nunez & brought her hither. Allowing the white men to escape. I shall certainly afford the protection of the colony to these poor fellows.


Quelle: “Journal of Captain Edward H. Columbine,” University of Illinois at Chicago Special Collections, Sierra Leone Collection MSSL__69, box 3, folder 12.


Creative Commons License

Daniel Botefeur, ein Deutscher Sklavenhändler (1811) by Jeff Bowersox and Lilian Gergely is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License. Permissions beyond the scope of this license may be available at https://blackcentraleurope.com/who-we-are/.