Fears of African Americans in Hamburg (1908)

In an editorial in the General Anzeiger für Hamburg-Altona, the writer expresses his growing dismay at the freedom with which African Americans interact with Germans in the port city. He argues that Germans, and German women in particular, do not have the experience of white Americans and English, who understand that maintaining strict racial hierarchies is the only way to keep African Americans from impertinence and violence. This editorial shows how the growing number of Black people in German cities led many Germans to draw direct comparisons with the situation in the United States and to draw lessons from American race relations that reinforced presumptions of Black inferiority. It also points to more general concerns over relationships between white women and Black men.

Jeff Bowersox


deutsch

Der Neger in Hamburg

von. H. v. B.

Dem aufmerksamen Beobachter entgeht es nicht, daß der amerikanische Neger, also der Abkomme der Sklaven vor dem Bürgerkriegs, wo immer er in europäischen Großstädten, besonders Hafenstädten, ein freundliches Entgegenkommen findet, allmählich unverfrorener und dreister auftritt. Diese Unverfrorenheit und Dreistigkeit nimmt genau in dem Maße zu, wie die ihm gegenüber befolgte Nachsichtigkeit und Freundlichkeit.

Dasselbe war unmittelbar nach dem Sezessionskriege in den Nordstaaten der amerikanischen Union der Fall, als der Yankee als eine Art Demonstration gegen die früheren Sklavenbesitzer im Süden einen regelrechten Kultus mit dem Nigger trieb. Dieser sorgte indessen selbst dafür, daß diese gute Stimmung nicht lange anhielt; er wurde frech und anmaßend, und die direkte Folge war, daß er nicht alleine in seine Grenzen zurückverwiesen, sondern auch sozial und politisch immer mehr nach unten gestoßen wurde.

Das erstere, ein freundliches Entgegenkommen, erleben wir jetzt hier in Hamburg, für das letztere, eine energische Abwehr gegen feine Anmaßungen, sind noch keine Anzeichen vorhanden.

Von Negern – ich meine immer die amerikanischen – verübte Exzessedie meist zu Gewalttätigkeiten ausarten, haben in jüngster zeit zugenommen; die Ahndung derselben war eine ungenügende. In den Stadtteilen, wo er sich seiner ganzen Verfassung nach am wohlsten fühlt, in St. Pauli und dem unteren Hafen, sieht man ihn als “Aude” verkleidet mit düsterem Blick einherstolzieren und in Kneipen und anderen öffentlichen Lokalen hört man ihn einen frechen ton anschlagen.

Dem Nigger, der, direkt von Amerika kommend, zum ersten Male das Ausland betritt, muß die Art, wie man ihm hier begegnet und die gänzlich von der ihm gegenüber in den Vereinigten Staaten beobachteten, abweicht, in den Kopf steigen, fein eng begrenzter Verstand macht ihn glauben, daß er hier als etwas besonderes angesehen wird und daß er hier einiges vorstellt. Er kann zum ersten Male in seinem Leben gleichwert neben Weißen verkehren, er glaubte sogar zu bemerken, daß man ihm vor manchem Deutschen den Vorzug gibt. Und da hat er recht. Wenn dann Weiße sich an ihn heranmachen, mit ihm zu verkehren suchen, sich mit ihm zeigen, so wächst seine Selbsteinschätzung, die aber den Gefrierpunkt passiert, wenn das von seiten weißer Frauen und Mädchen geschieht. Da ein solcher Umgang heute selbst in den atlantischen Nordstaaten, wo er noch am besten behandelt wird, ausgefallen ist, so macht ihn das ganz toll und spiegelt ihm allerhand Schönes über seinen Selbstwert vor. In seiner geistigen Begrenztheit faßt er das alles falsch auf und greift von dem bewußten kleinen Finger nach der Hand und dem ganzen Arm. Wenn er gebührend zurückgewiesen wird, glaubt er sich beleidigt und da er kein anderes Mittel kennt, wird er frech und gewalttätig. Das letztere, weil er in der Regel körperlich stark, liegt ihm besonders gut, und er benutzt solange seine Faust, bis ihm gründlich nach seinem eigenen Rezept das Handwerk gelegt wird. Das imponiert ihm am meisten.

In 42 Jahren, also seit Aufhebung der Sklaverei – in einigen Südstaaten einige Jahre später – hat der amerikanische Neger, vollauf Gelegenheit gehabt, darzutun, ob er sich zu einem dem Weißen gleichwertigen Gliede der menschlichen Gesellschaft durchzuhauen versteht. Das Resultat ist ein totales bedingungsloses Fiasko. Mit verschwindenden Ausnahmen ist er dasselbe untergeordnete Wesen geblieben und die natürliche Wirkung ist, daß ihm eine politisches und soziales Recht nach dem anderen genommen und er als Mensch zweiter Klasse angesehen und behandelt wird. Da ihm jede Befähigung zur Organisation und gemeinschaftlichen Aktion abgeht, er sich wirksam gegen seine Entrechtung nicht wehren kann, so ist er, wie zur Zeit der Sklaverei zur einfachen Arbeitsmaschine geworden. Während er aber als Sklave wirtschaftlich sicher gestellt war, muß er jetzt vielfach hungern, kommt immer mehr herunter, weil seiner angeborenen Faulheit nicht, wie damals, gesteuert werden kann.

Einige befähigte und fortgeschrittene Farbige – Booker Washington der erste under ihnen – tun, was sie können, um die Negerbevölkerung zu heben. Alle Bemühungen in dieser Richtung sind bis jetzt ohne jeden Erfolg geblieben. Die Abneigung und Verachtung seitens der Weißen wächst stetig und selbst bescheidene Anstellungen im Bundesdienste, wie sie besonders Präsident Roosevelt ab und zu angeordnet hat, stoßen auf allgemeinen Widerspruch. Ein farbiger Posthalter im Westen mußte abtreten, weil sein Postamt keine Geschäfte machte und schließlich sah er sich gezwungen, den Ort zu verlassen. Als der Präsident den obenerwähnten Booker Washington bei sich zu Tisch sah, erhob sich nicht allein im Süden ein energischer Protest.

Dem mit den Verhältnissen nicht Vertrauten muß eine solche Behandlung Mitleid einflößen, der Amerikaner aber, der seit Jahrzehnten mit eigenen Augen sieht, daß als Regel der Neger zu nichts, als einfachster, körperlicher Arbeit zu brauchen ist und der weiß, was man sich von ihm versehn kann, wenn ihm die Zügel loder gelassen werden, ist endgültig zu dem Schlusse gekommen, daß er unmöglich auf gleicher Stufe mit den Weißen stehen kann.

Zu alldem kommt das Schlimmste, der tierische Trieb des Durchschnittsneger nach der weißen Frau. Er weiß, daß er in den Süd- und vielen westlichen Staaten geteert, gefebert und geflodt wird, wenn man ihn bei der Vergewaltigung einer Weißen ertappt, er kennt die grausame Art der Lynchjustia, die in solchem Falle an ihm vollzogen wird, und doch ereignet sich solche Art immer von neuem. In dieser Beziehung handelt der Schwarze tatsächlich wie eine Bestie, da er dann jede Gewalt über sich verliert. Das tun selbst Farbige, die sonst sich gut und gesittet aufführen. Es sit der unausrottbare viehische Instinkt.

Es ist verwunderlich, daß in einem Welthafen mit kosmopolitisch gefärbter Bevölkerung, wie Hamburg, die wahre Art des Negers noch nicht erkannt zu sein scheint. In London und Liverpool und anderen englischen Großstädten hat man aus bösen Erfahrungen längst Lehre gezogen und hält den Neger im Zaum. Es scheint, daß es bei uns in Hamburg noch ärgerer Ausschreitungen bedarf, ehe man dem farbigen Besucher gegenüber den richtigen Ton aufschlägt. Geschieht das letztere, wird ihm sofort nach erfolgter Untat auf die beiden Finger geklopft, so benimmt er sich vertraulich.

Dieser Eigenschaft, nur unter strenger Kontrolle sich ohne Störung besseren Verhältnissen und dem Fortschritt anzupassen, hat der Neger mit allen untergeordneten Völkerschaften gemein. Daß dies bei halbwilden Rassen, die immer jeder Kultur entrückt waren, der Fall, darf nicht Wunder nehmen. Die jetzt im kräftigsten Alter stehenden Generation der amerikanischen Farbigen aber hat von Jugend auf unter der reifen Kultur der Vereinigten Staaten gelebt, hat sie tagtäglich vor Augen und ist doch nur äußerlich von ihr berührt. Der hohe weiße Kragen, der Schnitt des Anzuges und gelbe Schuhe lassen allein darauf schließen, daß der Schwarze seit 40 Jahren ununterbrochen unter kultivierten Weißen lebt.

Die schlimmen Erfahrungen, die man in Amerika und allenthalben mit ihm gemacht hat und von dem wir jetzt hier in Hamburg eine gute Dosis zu schmecken bekommen, sollten, wenn nicht mehr, einige Zurückhaltung zeitigen, besonders seitens der Vertreter unserer Frauenwelt. Sonst wird der Nigger unvermeidlich immer frecher, unsere Bewohner gewöhnen sich zu sehr an seinen dreisten Ton und seine “Berichtigung” erfordert doppelte Arbeit.


Source: H. v.B., “Der Neger in Hamburg,” General Anzeiger für Hamburg-Altona (12 January 1908).


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